"Die Körperpsychotherapie ist ein innovativer und erfolgreicher Ansatz.
Zwischen 13 und 18 Prozent der Bevölkerung in westlichen Ländern gelten als Burnout-gefährdet. Burnout ist ein andauernder Zustand körperlicher und emotionaler Erschöpfung, der bei Betroffenen zur verminderten Leistungsfähigkeit in allen Lebensbereichen führt. In der Klinik Pirawarth werden im Rahmen eines Modellprojektes Menschen mit stressassoziierten Krankheitssymptomen behandelt.
Die Auswirkungen von psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz und im Privatleben sind durch eine zunehmende Anzahl von Menschen, die sich „ausgebrannt“ fühlen, nicht zuletzt in Hinblick auf den volkswirtschaftlichen Schaden zu reflektieren. So belaufen sich die durch psychische Erkrankungen in Österreich verursachten Kosten auf immerhin sieben Milliarden Euro pro Jahr. EU-weit wird der Schaden sogar mit 117 Milliarden Euro beziffert.
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Eine der Säulen der Burnout-Behandlung in der Klinik Pirawarth ist die Körperpsychotherapie (KPT). „Dabei handelt es sich um eine Psychotherapie-Methode, welche die „Erinnerungen“, die im Körper verankert sind, die „Sprache des Körpers“ – den Ausdruck, den ein Mensch nur mittels Haltung und Bewegung vermittelt – in die Therapie mit einbezieht und explizit auch damit arbeitet“, erklärt Dr. Elfriede Kastenberger, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutin in Wien sowie Vorsitzende der Austrian Association for Bodypsychotherapy (AABP). Emotionen, wie etwa Ärger, spielen sich nicht nur im Gehirn ab, sondern verändern auch die Spannung in bestimmten Muskeln, können zu Bewegungsimpulsen und zu Veränderungen im Vegetativum – wie etwa Blutdruckanstieg, Herzklopfen oder Druck im Hals – führen. „Abgeblockter“, verdrängter Ärger kann in all diesen Systemen erhalten bleiben und Symptome verursachen. „In der Körperpsychotherapie kann man dann auch mit diesen körperlichen Phänomenen konkret arbeiten und Zugang zu verdrängten Gefühlen bekommen. Das ist eine von vielen Möglichkeiten, in der Körperpsychotherapie zu arbeiten“, so Kastenberger.
Auch verhaltenstherapeutische Ansätze haben sich als effektiv in der Behandlung des Burnout-Syndroms erwiesen. Ruth Werdigier, Psychotherapeutin in Wien, erklärt die sogenannte Schematherapie: „Die Schematherapie ist eine Art „Missing Link“ zwischen Tiefenpsychologie und der Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, bestimmte Muster im Körper und der Seele, sogenannte maladaptive Schemata, aufzulösen.“ Solche Schemata können der Drang zur Selbstaufopferung oder mangelndes Selbstwertgefühl sein. Bei jedem Patienten mit Burnout-Syndrom ist eine Analyse zu machen, auf welcher der vier Ebenen Verhalten, Gefühl, Kognition oder Vegetativum das Hauptproblem liegt, worauf individuelle Behandlungsziele festzulegen sind.
Mit diesen therapeutischen Ansätzen soll die, aufgrund der starken Außenorientierung der Patienten oft nicht wahrgenommene oder nicht wichtig gewonnen innere Wahrnehmung geschärft werden und zur Früherkennung von Stress-bedingten Erkrankungen und Burnout beitragen.
Quelle: „Neue Wege in der Burnout-Therapie“–- Körperpsychotherapie als integrativer Ansatz in der Burnout-Behandlung. Kamingespräch 19. Februar 2014, Wien
H. Leitner, Ärzte Woche 10/2014
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http://www.springermedizin.at/artikel/39470-neue-wege-in-der...Quelle: springermedizin.at-Newsletter 06.03.2014